| Zusammenhänge  – neu gesehenWer hat Angst vor dem  Islam? von Klaus Buschendorf Diese Angst geht um, ganz ohne  Zweifel. Ob sie berechtigt ist, sagt uns kein Gefühl. Wir müssen wissen. Erst  dann lohnt sich ein Urteil. Was eigentlich ist der Islam? Sein Gott heißt „Allah“ – aber  das ist nur das arabische Wort für Gott. Auf der Welt gibt es nur drei  Religionen mit einem, dem monotheistischen Gott. Und sie kommen aus einer  Wurzel, dem jüdischen Glauben. Betrachten wir ihr Entstehen.  Das Kernstück des jüdischen  Glaubens ist die Gewissheit, das „auserkoren Volk Gottes“ zu sein. Als  auserwähltes Volk missioniert man nicht, man würde sich ja um den  privilegierten Platz vor Gott bringen. Also duldete man „Heiden“, führte keine  Angriffskriege gegen andere Völker. Als Unterworfene waren sie „renitent“ gegen  ihre Herrscher, denn diese wollten ja Unterschiede zwischen ihren Völkern  einebnen. Die Babylonier verschleppten sie deshalb nach Mesopotamien. Die Römer  taten das gründlicher und verbreiteten sie im ganzen Römischen Reich. Die  „Diaspora“ des jüdischen Volkes begann. Überall waren sie „Gäste“, die sich  abgrenzten. Ihr Gefühl des „Auserkorenseins“ muss den „Gastvölkern“ wie  Überheblichkeit vorgekommen sein. Pogrome waren die Folge, vor allem dann, wenn  die „Gastvölker“ selber soziale Probleme hatten und ein Ventil für ihren Unmut  suchten.  Nicht alle Juden konnten die  Römer auf einmal in ihrem großen Reich verfrachten. Eine kleine Gruppe suchte  nach anderen Lösungen. Ein „Saulus“ der Römer wurde zum „Paulus“ dieser Sekte  und schuf erst so die christliche Kirche. Sie war so klein. Um zu bestehen,  musste sie missionieren. Die neue Idee, das wahre Leben eines Christen beginne  erst nach dem Tode, entfaltete unter den Umständen der römischen Bedrückung  unter allen Völkern große Anziehungskraft. Das „irdische Jammertal“ als Prüfung  für ein göttliches Leben „danach“, ließ Sinn in schweren Umständen finden.  Zunächst irritiert, begriffen die Römer die Zweckmäßigkeit der Verpaarung von  „einem Gott“ mit „einem Herrscher“ und machten das Christentum zur  Staatsreligion.  Christen missionierten überall,  auch fern von Rom in Arabien. Dort kämpften Stammesfürsten um die  Vorherrschaft. Einer von ihnen muss diese Zweckmäßigkeit für die Befestigung seiner  Herrschaft auch erkannt haben. Er unterwarf, einte die Stämme und schrieb dem  Patriarchen von Konstantinopel einen Brief. Er möge sich ihm anschließen, sei  doch gleichen Glaubens. Ein Wüstenscheich schreibt einem Kaiser – das konnte  nichts werden. Aber der Wüstenscheich kannte die wirtschaftlichen Verhältnisse  im Vorderen Orient besser als der Kaiser im fernen Konstantinopel, wusste  besser zu reden – bald traten die Menschen Palästinas und Syriens über zum  Islam. Für Jahrhunderte wurden die Berge im Osten Kleinasiens zur Grenze  zwischen Christen und Moslems.  Die neue Idee forderte  Missionierung „mit Feuer und Schwert“. Der Vordere Orient, gut organisiert und  wirtschaftlich damals am produktivsten, bildete die Basis für die Eroberung  Nordafrikas und Persiens. Doch mit Gewalt allein lässt eine Religion sich nicht  verbreiten. Die Idee der „Kopfsteuer“ war die Grundlage der raschen Ausbreitung  des „Kalifats“. Muslime zahlten keine Steuer, nur „Ungläubige“ pro Kopf. So  traten allmählich Christen zum Islam über, die Kopfsteuer verringerte sich –  man musste sich weiter ausbreiten, wollte man den Staat erhalten. So kamen  Muslime nach Spanien und bis zum Indus, ehe das Frankenreich und indische  Fürsten feste Grenzen setzten. Inzwischen bauten die Päpste in  Rom ihre Macht auf Kosten der Patriarchen von Konstantinopel aus. Um die  Feudalherrscher von Europa zu schwächen, verheizten sie die Kampfkraft  europäischer Ritter in „Kreuzzügen“. „Nebenbei“ ließen sie die „Kreuzfahrer“  Konstantinopel brandschatzen. Ein neuer Angriffsweg erschloss sich dem Islam.  1453 eroberten sie Konstantinopel, 1683 widerstand Wien als letzte Bastion der  Christen den Türken. Danach ging es rückwärts. Der Islam musste sich neue  wirtschaftliche Grundlagen suchen. Doch das ist nicht unser Thema.  Der Islam ist 700 Jahre jünger  als das Christentum. Vergleichen wir: das Christentum im Jahre 1300. Da gibt es  nicht viele Unterschiede zum heutigen Islam (sieht man von erlaubten vier  Frauen für den guten Moslem ab)! Europa hat noch vor sich: Luthers Reformation  und die erstmalige Erwähnung eines bis dahin völlig unbedeutenden Begriffs: ...  von der Freiheit eines Christenmenschen ..., die Gegenreformation (und  die Vertreibung vieler Reformierter, nebenbei die Besiedlung Nordamerikas), die  Aufklärung, die Kolonisation und den Siegeszug des Kapitalismus. Die ganze  übrige Welt brachte nichts Vergleichbares hervor und wurde unterdrückt. Der  Islam hat keine Chance, nachzuholen. Aber die Menschen der übrigen Welt wollen  auch leben wie die Europäer und streben in die „Erste Welt“, einzeln, anders  geht es nicht! Schon immer gab es Völkerwanderungen und Vermischungen. Das ist  nichts Schlechtes. Wir selber sind das beste Beispiel. Aus Franken, Sachsen,  Bayern, Schwaben und Westslawen wurden im „Heiligen Römischen Reich Deutscher  Nation“ Deutsche! Und Friedrich der Große von Preußen rief alle Menschen  Europas auf, in sein vom Siebenjährigen Krieg entvölkertes Land zu kommen! Er  wollte ihnen auch Moscheen bauen, jeder solle nach seiner Fasson selig werden!  (Das war nicht so abwegig. Der ganze Balkan war damals türkisch. Doch von dort  kam niemand.) Holländer besiedelten das Havelland, in Berlin sprach man zu  einem Drittel französisch, mit Franken und Schwaben machten auch Polen das  Oderbruch urbar – alle wurden gute Preußen und Deutsche. Wie schaffte das  Friedrich in einer Generation? Klare, für alle gleiche Gesetze, deutsche  Schulen, keine Separation bei Selbstverwaltung der Siedler und Unterstützung  der „Migranten“. Die Ankömmlinge spürten größere Freiheit als in ihren  Heimatländern. Preußen war damals das modernste Staatswesen Europas, in  Wirtschaft und Bildung an der Spitze. Warum schaffen wir das heute  nicht? Man nannte Friedrich nicht umsonst „den Großen“. Unsere heutige  politische Führung kann sich nicht annähernd mit ihm messen. Unsere politischen  Kleingeister, mit ihren Machtkämpfen untereinander, erfassen ihre Aufgaben  nicht. Sie sind daran schuld, dass sich unsere heutigen Migranten nicht wohl  fühlen, sich separieren wollen, manchmal gar feindlich uns gegenüber stehen.  Unsere heutigen Herrschenden müssten nachdenken: Was ist heute fortschrittlich,  modern und in der Bildung notwendig? Und dann schnell handeln und verändern! Da  sie es nicht tun, sollte das Volk sie dazu zwingen. Denn es bedarf keiner  „Sonderbehandlung“ von Migranten, nur achtungsvoller Behandlung des eigenen  Volkes, von der die Migranten nicht ausgenommen werden! Fehlt es daran,  unterdrückt man das eigene Volk, ist es doch für die Unterdrückenden sogar  besser, wenn das Volk Angst vor Fremden hat. Das lenkt doch herrlich ab von der  Unterdrückung! So ist die „Angst vor dem Islam“  nur ein Symptom der großen Krankheit, an der unsere heutige Gesellschaft  leidet: Ihre Führer dienen nicht den Menschen ihres Volkes, wie sie es nach dem  Grundgesetz tun müssten. Zwingen wir sie dazu! Auch die Führenden der  Wirtschaft! Denn: „Eigentum verpflichtet“, heißt es im Grundgesetz – den  Menschen gegenüber, nicht nur dem Kapital!  |