| Eine Bankrotterklärung des   Sozialstaats! von Prof. Dr. Peter   Grottian Die   Öffentlichkeit hat sich fast in zynischer Weise daran gewöhnt, dass 9 Millionen   Hartz IV- und Sozialhilfeempfänger, Ein-Euro-Jobber, „Aufstocker” und   Niedriglöhner, arme Rentner und Kinder, Wohnungslose, Migranten und verdeckt   Arme nicht mehr zur Zielgruppe großkoalitionärer Politik gehören. Beim jüngsten   zweiten Konjunkturprogramm zeigt die Bundesregierung ohne Mitgefühl für   Bürgerinnen und Bürger ihr asoziales Gesicht: Selbst als potentiell   nachfragebereite Konsumenten werden die Menschen, die fast oder ganz unten   stehen, wie Müll behandelt.
 Die Große Koalition will ihre   Arbeits- und Lebensverhältnisse nicht verbessern. Die SPD hat das Versprechen   von Müntefering und Scholz, zumindest die Hartz IV-Regelsätze zu überprüfen,   mehrfach gebrochen. Aber um eine Verbesserung geht es bei denjenigen unterhalb   oder oberhalb der Armutsgrenze schon lange nicht mehr. Es geht um die dynamische   Rutsche permanenter Verschlechterung, die man gönnerhaft mit Tafeln und   Suppenküchen zu drapieren sucht. In Wahrheit haben Hartz IV-Empfänger seit   Bildung der Großen Koalition 12-14 Prozent reelle Einkommenseinbußen durch   Nichtanhebung der Regelsätze, Mehrwertsteuererhöhung und die besondere Dynamik   der Lebensmittel- und Energiepreise hinnehmen müssen. Wenn aber 600.000   HartzIV-Empfänger gezwungen sind, oft wichtige Medikamente aus dem Hartz   IV-Regelsatz, in dem 40,22 Euro für die Gesundheitspflege vorgesehen sind, ganz   oder teilweise selbst zu bezahlen, dann ist das existentielle Mark des   Sozialstaats getroffen.  |